Geschichte des Vereins

Nach dem zweiten Weltkrieg als zahlreiche Flüchtlinge und Heimatvertriebene aus dem Osten in der ehemaligen Munitionsfabrik in Geretsried eine neue Heimat gefunden hatten, wurden zwei Bunker zu Notkirchen umfunktioniert. Dort spielte sich das kirchliche Leben der neu gegründeten Pfarreien „Maria Hilf“ in Geretsried und „Heilige Familie“ in Gartenberg ab.

Die St.Nikolaus-Kapelle war verlassen und vergessen und dem Verfall preisgegeben. Keiner fühlte sich mehr zuständig und schon nach wenigen Jahren war sie in einem bedenklichen Zustand.

Noch schlimmer als der bauliche Verfall war die Tatsache, dass die Kapelle damals keine seelsorgerische Bedeutung mehr besaß. Von zuständiger Stelle wurde ernsthaft erwogen, die Kapelle aufzugeben.

Eine Wende im Schicksal der Kapelle trat erst ein, als auf Initiative des damaligen ersten Bürgermeisters Karl Lederer ein gemeinnütziger Verein, die „Interessengemeinschaft für die Erhaltung der St.Nikolaus-Kapelle in Geretsried“, gegründet wurde.

Die Satzung gebende Versammlung fand am 20. November 1967 statt. Zum ersten Vorsitzenden wurde Dr. Otto Rothe gewählt. Der Vereinsgründung folgte alsbald die Eintragung in das Vereinsregister und die Anerkennung als steuerbegünstigte Körperschaft, da der Verein ausschließlich die Förderung der Denkmalspflege betreibt.

Die zahlreichen Mitglieder haben durch ihre Mitgliedsbeiträge, durch Spenden und unentgeltlichen Arbeitsleistungen die Bemühungen des Vereins aktiv unterstützt. Viele Geretsrieder Bürger, Firmen, Geldinstitute und öffentliche Einrichtungen haben durch finanzielle Zuwendungen dazu beigetragen, dass die Kapelle wieder renoviert werden konnte.

Die erste Renovierungsaktion konnte 1970, im Jahr der Stadterhebung von Geretsried und zum 250-jährigen Weihejubiläum der Kapelle, abgeschlossen werden. Sie hatte zum Ziel, den Verfall der Kapelle zu stoppen. Damals wurden die Fundamente durch den Bau eines Entlüftungskanales trockengelegt, der Turm durch Auswechseln des morschen Eichenbalkens gegen einen Stahlträger vor dem Einstürzen bewahrt und Dach und Fenster gegen eindringendes Regenwasser abgedichtet.

Die Interessengemeinschaft bemühte sich, anstelle der im ersten Weltkrieg eingezogene Glocke eine neue zu beschaffen. Großzügige Spenden ermöglichten es, am 27. September 1974 in der Glockengießerei Perner in Passau eine neue Glocke gießen zu lassen, die am 6. Dezember 1974 geweiht und anschließend installiert wurde.

Bei der zweiten Renovierungsaktion, die 1990 abgeschlossen werden konnte, wurde die Kapelle wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt. Anhand umfangreicher Analysen durch erfahrene Restauratoren wurde versucht festzustellen, wie die Kapelle ausgesehen hatte, als sie erbaut worden war. Nach den erhaltenen Befunden wurde die Kapelle dann wiederhergestellt, mit einem Dach aus handgespaltenen Lärchenschindeln und einem Anstrich in der seinerzeit angewandten Technik, mit reinem holzgebrannten Sumpfkalk und Farbpigmenten. Auch die Innenausstattung wurde total überarbeitet. Als einziges Zugeständnis an die neue Zeit wurde ein kristallener Barockleuchter mit elektrischen Kerzen installiert.

Für diese Restaurierung mussten Mittel in Höhe von 340.000.- DM beschafft werden. Bei der 1972 abgeschlossenen Aktion war man mit ca. 30.000.- DM ausgekommen.

Herr Landrat, Dr. Huber, überreichte der Interessengemeinschaft für die Verdienste um den Denkmalschutz eine besondere Urkunde und lobte bei der Feier anläßlich des Abschlusses der Restaurierungsarbeiten am 6. Dezember 1990 die Interessengemeinschaft mit den Worten: „Sie haben das schönste Gebäude von Geretsried gerettet.“

Anlässlich der Mitgliederversammlung am 6. Dezember 1997 kanditierte der langjährige erste Vorsitzende Herr Dr. Otto Rothe aus Altersgründen nicht mehr für die Wiederwahl. Zum neuen Vorsitzenden wurde Herr Dipl. Ing. Florian Sachers gewählt.

Der langjährige Vorsitzende, Dr. Otto Rothe (rechts) gratuliert seinem Nachfolger, Dipl.Ing. Florian Sachers
Gewählte Vorstandschaft im Dezember 2021: (v. li.) Schriftführerin Christiane Brückner,
Vorsitzender Florian Sachers und stellv. Vorsitzender Josef Urso
Foto: Peter Herrmann