Mittwoch, April 24, 2024

Jubiläen

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Pfarrei Maria Hilf feiert 50. Weihejubiläum

Münchner Merkur Montag, 15.September 2014

Geretsried – Zum 50-jährigen Weihejubiläum hat die Pfarrei Maria Hilf am Sonntag eine große Feier organisiert – inklusive musikalischer Uraufführung. Zur Festmesse kamen 550 Gläubige. Vor vollbesetzten Reihen zelebrierte Stadtpfarrer Georg März am gestrigen Sonntag den Festgottesdienst zum 50-jährigen Weihejubiläum. Dort, wo in der Maria-Hilf-Kirche kurz vor Weihnachten immer ein großer Adventskranz hängt, schwebte am Sonntag die Zahl 50. Zehn weiße und orangefarbene Bänder verbanden den Kranz über den Köpfen der Gläubigen mit den Kirchenwänden. Der besondere Schmuck, rund 550 Gottesdienstbesucher, 20 Ministranten und eine pompöse musikalische Untermalung: Die Gestaltung der Festmesse ließ keinen Zweifel zu, dass hier ein großes Jubiläum gefeiert wurde. Genau 50 Jahre ist es her, dass die Kirche der Pfarrei an der Johann-Sebastian-Bach Straße geweiht wurde. Pfarrer Georg März erinnerte in seiner Predigt am Sonntag daran, aber nicht nur das Gebäude zu betrachten. „Im Grunde sind wir alle Kirche“, erklärte der Stadtpfarrer. Die vielen Menschen und Talente würden die Pfarrei erst lebendig machen. „Deshalb dürfen wir uns heute selber feiern, denn dieses Haus Gottes sind wir.“
Diesem Rat folgten die Pfarrmitglieder gerne: Eigens für den Festgottesdienst hatte Kirchenmusiker Johannes Köppl ein 15-köpfiges Orchester mit Streichern und Bläsern zusammengestellt. Gemeinsam mit knapp 30 Sängern des Kirchenchors hatten sie seit dem Frühling die „Krönungsmesse“ von Wolfgang Amadeus Mozart geprobt. Köppl hatte außerdem noch ein besonderes Geschenk für die Pfarrei im Gepäck: Vor und nach dem Evangelium spielten die Musiker eine „Halleluja“-Komposition, die der Kirchenmusiker aus Geretsried selbst geschrieben hat. Sie war zuvor noch nie in der Öffentlichkeit aufgeführt worden. Von der Nachbarpfarrei Heilige Familie wirkten außerdem die Gartenberger Sänger an der musikalischen Gestaltung des Festgottesdienstes mit.

Als früherer Pfarrer war Frano Milanovic-Litre bei der Messe am Sonntag dabei. Einer seiner Vorgänger, der äußerst beliebte Pater Frano Cugura, konnte aus terminlichen Gründen nicht nach Geretsried kommen. Er wandte sich aber mit einem herzlichen Brief an die Gemeinde. Darin erinnerte sich der Geistliche an „schöne sieben Jahre“ in der Pfarrei. Sie würden ihm oft ins Gedächtnis kommen, richtete Pfarrgemeinderatsvorsitzende Gerda Urso aus.

Über das 50-jährige Jubiläum, aber auch Pater Franos liebevolle Worte tauschten sich die Gemeindemitglieder auch noch lange nach der Messe aus. Rund 300 Personen saßen im Pfarrheim zusammen. Zur Feier des Tages wurden Steckerlfisch, Hendl und Schweinebraten serviert. Die Reservisten-Blasmusik sorgte für zünftige Stimmung, dazu gab’s Gesangseinlagen vom Caritas-Kindergarten. Am Nachmittag ließen die Kinder noch 50 Luftballons in den Himmel steigen. (dor)

Sebastian Dor

Rückblick auf ein halbes Jahrhundert

Artikel vom Münchner Merkur Wochenende 13./14.September 2014

© Fotoclub

Geretsried – Ein Festgottesdienst und ein Pfarrfest werden in Geretsried anlässlich des 50-jähriges Weihejubiläums der Pfarrei Maria Hilf abgehalten. Unsere Zeitung blickt auf die Anfänge des Gotteshauses zurück.

© Heimatbuch
Die Bunkerkirche: 14 Jahre lang diente eine Halle der ehemaligen Munitionsfabrik als Gotteshaus. Geistlicher Ort im Grünen: Die Pfarrkirche Maria Hilf ist heute Teil der katholischen Stadtkirche, die von Pfarrer Georg März geleitet wird.
Auf den Tag genau vor 50 Jahren wurde die katholische Maria-Hilf-Kirche an der Johann-Sebastian-Bach-Straße ihrer Bestimmung übergeben. Diesen Jahrestag feiert die Pfarrei heute und morgen mit einer Vesper, einer Fotoausstellung, einem Festgottesdienst und einem Pfarrfest. Unsere Zeitung blickt auf die Anfänge des Gotteshauses zurück.

Beginnend mit der Zuwanderung der Heimatvertriebenen in Geretsried nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die Pfarrei Königsdorf die Seelsorge. Nur zweimal im Jahr fand in der Nikolauskapelle ein Gottesdienst statt, die ohnehin zu klein war für die wachsende Gemeinde. Das ehemalige Gästehaus, damals Schule, musste sonntags als Kirchenraum herhalten. Die Messen hielt ein Kaplan aus Wolfratshausen. Es war klar: Eine eigene Kirche musste her. Dokumentiert ist diese Zeit sowohl im Heimatbuch der Stadt als auch in einem Sonderheft, das die Pfarrei zum 25-jährigen Weihejubiläum herausgegeben hat.

© HeimatbuchHeute
Vor 50 Jahren: Weihbischof Dr. Johannes Neuhäusler weiht die neue Pfarrkirche Maria Hilf.

Die erste Andachtsstätte entstand in einer ehemaligen Lagerhalle der Deutschen Sprengchemie. Nach einer Erweiterung und dem Anbau eines Glockenturms hat Weihbischof Anton Scharngal am 17. September 1950 der Bunkerkirche seinen Segen verliehen. Der Eigentümer der Montanwerke Geretsried, von dem die Diözese das Grundstück samt Bunker erworben hatte, übergab symbolisch die Schlüssel an den Bischof – und somit das Haus in die Hände der Kirche. Das Gebäude, das einst dem Krieg und der Vernichtung diente, wurde zur Stätte des Friedens und der Gnade.

Für die junge Gemeinde war dieser Tag ein festliches Ereignis. „Einst Munitionsfabrik – heute Kirche“, titelte der Isar-Loisachbote damals. 170 Plätze waren in der Bunkerkirche verfügbar – zu wenig für die zahlreich erschienenen Gläubigen. Das Kircheninnere war schmucklos, einfach und bot trotzdem ein stimmungsvolles Bild. Die Seelsorge übernahm Alois Heske, der im selben Jahr nach Geretsried gekommen war. „Er hat die Ortsgeschichte von Geretsried mitgeformt und mitgestaltet“, sagte später der ehemalige Bürgermeister Karl Lederer an Heskes Grab.

Im Laufe der Jahre wurde der Kirchenraum zu klein. Von 900 Gläubigen wuchs die katholische Pfarrgemeinde auf 3000 Mitglieder an. Heske musste viel Überzeugungsarbeit leisten, eine neue Kirche bauen zu lassen. Doch er hatte Erfolg. Zwölf Jahre nachdem die Notkirche eingeweiht worden war, wurde nebenan der Grundstein für eine neue Pfarrkirche gelegt, wieder an einem Tag im September. Zweieinviertel Jahre verstrichen bis zu ihrer Fertigstellung. Am 13. September 1964 – heute vor 50 Jahren – weihte Dr. Johannes Neuhäusler die Pfarrkirche Maria Hilf ein.

© Maria Hilf
Ein bisschen wie die Beatles: Die Band „SESAM“ um Gerhard Meinl (v. re.) bei einem ihrer Auftritte.

Nach einer kurzen Andacht und einem letzten Gebet in der Notkirche zog man hinüber zum Neubau, wo zuerst die Außenmauern geweiht wurden. Am Kirchenportal pochte der Bischof dreimal gegen die Türe und erbat Einlass. Der Höhepunkt der Zeremonie war die Segnung des Altarraums und des Altars selbst. Den Abschluss bildete dessen Salbung und Räucherung, berichtete der Isar-Loisachbote. Auch den evangelischen Mitbrüdern dankte man für die ideelle wie finanzielle Unterstützung.

Es war ein Ereignis, das die ganze Gemeinde Geretsried bewegte. Anwesend waren unter anderem der damalige Vize-Landrat Michael Sterzer, sein Tölzer Pendant und Bürgermeister Lederer. „Endlich aus dem Bunker in die neue Kirche umgezogen“, schrieb die Heimatzeitung. Die alte Bunkerkirche wurde bis zu ihrem Abbruch als Gemeindehaus weiter genutzt.
Die neue Kirche, ein sechseckiges Gotteshaus mit einer 18 Meter hohen säulenfreien Dachkonstruktion, wird von einem 34 Meter hohen Glockenturm überragt. 480 Gläubige finden insgesamt Platz. Zur Finanzierung steuerte die Pfarrgemeinde selbst über 48 000 D-Mark (DM) bei. Die Spendenaktion einer Mitschwester brachte weitere 3000 Mark ein. Die Gemeinde zahlte damals 20 000 DM.
Kaum ein Jahr später erreichte eine tragische Nachricht aus der Pfarrei die Öffentlichkeit. Pfarrer Alois Heske, der den Bau der Pfarrkirche voran getrieben hatte, ist tot. „Ein tragischer Verkehrsunfall riss ihn am 8. März aus seiner engagierten Schaffensfreude“, heißt es dazu im Heimatbuch.
Stefan Varadi trat fünf Monte später Heskes Nachfolge an. In Varadis 20-jähriger Schaffenszeit führte er unter anderem den alten Brauch der Sternsinger wieder ein und installierte einen Pfarrgemeinderat. Unter seiner Führung erklang 1969 zum ersten Mal die neue Orgel und es wurden zwei weitere Kirchenglocken eingeweiht – zu den bereits vorhandenen kamen die Dreifaltigkeitsglocke, stolze 1250 Kilogramm schwer, sowie die Christkönigsglocke, 820 Kilogramm schwer. Varadis größter Wunsch erfüllte sich 1979: der Bau des lange geplanten Pfarrheims.
Am letzten Tag im September diesen Jahres fand, auch dank des Fördervereins, der erste Spatenstich für das neue Gebäude statt. Ein Jahr später, ebenfalls im September, wurde es bezogen. 2,1 Millionen DM waren ursprünglich dafür veranschlagt gewesen. Tatsächlich verschlang das Projekt 3,5 Millionen DM, die durch die öffentliche Hand und Spenden größtenteils gedeckt wurden.
Ein amüsantes Kapitel in der Geschichte der Pfarrkiche Maria Hilf sind die rhythmischen Messen der Kirchenband, die nach eigenen Angaben „viel Beifall fanden“. 1972 ging aus der Gruppe „M.G.“ das Quintett „SESAM“ hervor. Der Name setzt sich aus den Nachnamen der Mitglieder zusammen: Hubert Schenk, Peter Engelmann, Rudi Schenk, Rainer Adamek und Gerhard Meinl, heute Dritter Bürgermeister. Nicht nur für die eigene Pfarrei, auch weit über die Landkreisgrenzen hinaus war die Gruppe mit „eindrucksvollen Liedern“ und „zündenden Rythmen“ ein gern gesehener Gast. Gottesdienste untermalten sie mit neuen Klängen. Der Jugend brachten sie die Kirche näher. „Den Alten mochten sie ungewohnt erscheinen“, so die Pfarrei. Die Geschichte der Pfarrei Maria Hilf endet an dieser Stelle nicht. Die Entstehungsgeschichte ihrer Kirche schon. Der Kirchtum wurde 1998 noch einmal renoviert. Kostenpunkt: 90 000 DM. 2004 wurde das Kirchenkreuz neu vergoldet. Gleichzeitig hat man die Ziffernblätter der Uhren erneuern lassen. Ein Jahr später wurde die Orgel auf Vordermann gebracht.

Viele Menschen haben an diesem Ort über die Jahre eine geistliche Heimat gefunden. Oder, wie Pfarrer Wojtas einmal sagte: „Kirche, dieser Begriff meint nicht nur ein Bauwerk aus leblosem Stein und Beton. Sondern Kirche, das sind wir, die sich in ihr versammeln. Die wirkliche Kirche besteht aus lebendigen Steinen. Jeder von uns ist ein Stein dieser Kirche.“

Feierlichkeiten: Am morgigen Sonntag, um 10 Uhr, begeht die Pfarrei ihr 50-jähriges Weihejubiläum mit einem Festgottesdienst samt Chor und Orchester. Beim Pfarrfest – musikalisch umrahmt von der Musikkapelle Aigner – ist für das leibliche Wohl gesorgt. Heute Abend, um 18.30 Uhr, wird in einer Vesper dem Weihetag gedacht und die restaurierte Marienstatue gesegnet.

von Alessandro Capasso

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